Frankfurt ist eine wunderschöne Stadt. Das Bahnhofviertel, die Zeil… So bunt und interessant kann der angebliche Leichnam Multi-Kulti sein. Jede Minute genieße ich dort, besonders jeden Bummel durch die Münchner Straße, in der man neben hervorragendem Essen (z.B. originales chinesisches Essen), Juwelieren, sogar mehrere Moscheen findet.
In dieser Stadt wollte ich wohnen und studieren. Der Beschlussprozeß war schwierig, doch am Ende war ich sicher: ich ziehe nach Frankfurt am Main. Bis gestern…
Zum ersten Mal habe ich gestern die Universität besucht. Ein dummer Fehler, wie ich jetzt weiß. Wir fuhren zum Campus Bockenheim, wo zukünftig meine Vorlesungen stattfinden sollten. Und ich war schockiert… So einen heruntergekommenen Campus habe ich nicht erwartet. Allein die Mensa und die Studienberatung wurde in den letzten 20 Jahren (gefühlte 70 Jahre) saniert. Alle anderen Gebäude, inkl. den Außenflächen, sind vollkommen baufällig, verwinkelt und unansehnlich. Auch wenn es (wenige) Türöffner gibt und Fahrstühle ebenfalls, so ist die Universität vollkommen verwinkelt und an sehr vielen Stellen nicht barrierefrei. Die Taster der Türöffner sind vollkommen sinnendleert entweder zu hoch oder zu niedrig angebracht. Ein Hörsaal (HS römisch 5) hat so enge Gänge, dass man mit einem Rollstuhl nicht mal die Rollstuhlplätze erreichen kann. Das Gelände ist voller Treppen und die Rampen sind willkürlich verteilt, als hätte man diesen Campus mit „Sim City“ geplant.
Ich erkläre also hiermit, dass ich nicht nach FFM ziehen werde. An dieser Uni wird man wahrscheinlich, trotz guter Professoren, trübsinnig. Kommt man von Erfurt, so ist dieser Campus ein Kulturschock, als käme man aus dem Westen in die DDR. Der gelobte Westen hinkt dort baulich dem Osten weit hinterher.
Die Enttäuschung war natürlich groß. Ich hatte mich ehrlich auf die Stadt gefreut und sitze nun weiter hier in Erfurt. Wäre ich bei meinem Plan geblieben, wäre vielleicht das Studium unmöglich geworden, da man in Frankfurt auch noch zwischen über die Stadt verteilten Uni-Gebäude hin und her fahren muss. Rechne ich dann noch die Abhängigkeit von der U-Bahn und den dazugehörigen Fahrstühlen dazu, bekäme ich graue Haare. Hier in EF komme ich wenigstens auch problemlos ohne Straßenbahn zur Universität. Auf unserem Campus wechsle ich maximal das Gebäude, statt gleich das gesamte Stadtviertel. Es wundert mich jetzt nicht mehr, dass man auf der Universitäts Homepage so wenige Bilder findet.
Auch wenn es schade ist und ich zwischen Traurigkeit und Erleichterung (weil ich es rechtzeitig gesehen habe) schwanke, habe ich jetzt wenigstens die Gewissheit, dass meine anderen Pläne wichtiger sind und ich sie in Ruhe angehen kann.