Glauben

Was ich jetzt schreibe, schreiben muss, ist nötig. Es wird vielleicht meine muslimischen Freunde kränken, was ich aber nicht hoffe und erst recht nicht beabsichtige. Doch es ist nötig, denn ich möchte niemand etwas vortäuschen oder vorspielen. Dazu bedeuten sie mir zuviel und die Sünde der Heuchelei will ich nicht auch noch auf mich laden.

Ich konvertierte am 8.August 2005 zum Islam. Bis Mitte 2008 lebte ich ihn, überzeugt und so streng, wie ich konnte. Es gab ein oder zwei Mal pro Jahr einen Ausrutscher, bei denen ich (nie mehr, als) ein Glas Wein trank. Aber ansonsten lebte ich streng nach dem Islam, jedenfalls so weit ich konnte. Es tat gut, der Glaube gab mir Kraft, hielt mich am Leben.

Und dann, ja und dann, kam sie, die mir das Leben wieder zeigte. Ich wachte auf, trat aus der Lethargie der vergangene drei Jahre heraus. Mein Leben änderte sich vollständig. Es beschleunigte sich, wurde schöner, aber auch härter… Mein Glaube litt nicht, aber es fiel mir immer schwerer ihn zu praktizieren. Das Beten wurde fast unmöglich, langsam begann ich wieder Alkohol zu trinken. Noch mehr oder weniger sporadisch.
Mehrmals versuchte ich durch den Besuch der Moschee zurückzufinden. Aber auch wenn ich sehr liebevoll aufgenommen wurde und man alles tat, um mir den „Einstieg“ leicht zu machen, so gelang es mir nicht wieder die alte Strenge zu leben…

Nun ist es langsam an der Zeit mir einzugestehen, dass ich einen Punkt setzen muss… Noch immer glaube ich an Gott, an die Engel und die Propheten, doch praktizieren kann und werde ich meinen Glauben nicht mehr. Es geht nicht mehr. Es gelingt nicht mehr mich selbst als Moslem zu definieren.

Das eine Religion kein Mantel ist, den man überwirft, wenn man friert und beiseite legt, wenn einem warm ist, ist mir bewusst. Doch wenn der Mantel nur noch erdrückend ist, man ihn nicht mehr mit Überzeugung tragen kann, sollte man ihn in den Schrank hängen.

Es geht nicht mehr.

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