Muss dieses Kind am leben bleiben?

.Muss dieses Kind am leben bleiben?“

Referat vom 20.05.2009 im Kurs „Biotechnologie am Lebensanfang“

1. Der John-Hopkins-Fal l

. Downsyndrom + Verschluss im Verdauungssystem

. Eltern wollten keine OP

. Aktive Euthanasie jedoch verboten

. Das Kind starb erst nach 15 Tagen

2. Der alte Lehrsatz . Die arztliche Schulmeinung

. Arthur Clough: .Du sollst nicht toten, aber du brauchst dich auch nicht

sonderlich zu bemuhen, Leben zu erhalten.g

. Ursprunglich ironisch gemeint, jedoch durch falsche Zitierung zur

allgemeinen Meinung geworden

3. Der Natur ihren Lauf lassen?

. Lorber sagt uber selektive Nicht-Behandlung, sei ein anderer Name dafur,

der Natur ihren Lauf lassen.

. Haas: Sich selbst uberlassen fuhrt dazu, dass die Natur ihre Fehler korrigiert.

. Wenn wir toten, sind wir fur den eingetretenen Tod verantwortlich; last der

Arzt hingegen einen Patienten sterben, tragt die Natur die Verantwortung

. Unterscheidung:

. Arzt beim Tod durch Unterlassen nicht ursachlich fur diesen Tod

verantwortlich ist?

. Geben wir keine Antibiotika und das Kind bekommt eine Infektion

Tod auf naturliche Ursache?

. Mit welchen Unterlassungen last man nur der Natur ihren Lauf?

. Mit welchen Unterlassungen geht man zu weit?

. Oder, das er keine moralische Verantwortung tragt

. Hart / Honore: Relativitat von Ursache und Bedingung

. Mill: Ursache eines Ereignis die Summe aller positiven und negativen

Bedingungen

. Die Verweigerung von Antibiotika wird somit der kausale Faktor, der uber

Leben und Tod des Babys entscheidet  Unterlassung der Arzte

. Kann es sein, dass fur einen Tod, der als Folge einer Unterlassung eintritt,

niemand moralisch verantwortlich ist, weil nur die Natur ihren Lauf

genommen hat?

. Arzt tragt eindeutig moralische Verantwortung fur die Versorgung des

Patienten

. Moralische Verantwortung tragen wir aber nur dann, wenn wir in der

betreffenden Situation eine gewisse Kontrolle uber unsere Handlungen

haben, und sie wird groser, wenn wir in einer Pflicht stehen, die fur das

Geschehen relevant ist.

. Lorber und Eckstein sind sich ihrer Pflicht bewust  also moralisch

verantwortlich

. Man kann der Verantwortung nicht ausweichen, weil sie die Fahigkeit haben,

ihn zu verhindern.

4. Lehre vom doppelten Effek t

. Unterscheidung zwischen dem, was wir unmittelbar zu tun beabsichtigen und

dem, was unsere Handlung voraussichtlich zur Folge haben wird.

. Malte Lehming (Tagesspiegel): .Es kann einen signifikanten Unterschied

ausmachen, etwas absichtlich zu tun oder aber eine Konsequenz, die durch

die Handlung eintritt, zu bewirken.gi

. von der katholischen Kirche und einigen anderen Moralisten verfochtene

Auffassung

. .Lasset uns Ubles tun, auf das Gutes daraus kommegii

. Zweck heiligt trotz allem nicht die Mittel

. Erlaubt: Entfernung der Gebarmutter, obwohl als Nebenwirkung der Fetus

stirbt

. Verboten: Totung des Fetus, da ansonsten die Mutter sterben wurde

direkte Absicht ist das Toten

. Kuhse / Singer: Ablehnung, da im Fall behinderter Kinder immer das Toten

die Absicht ware

. Die Lehre vom doppelten Effekt besagt nicht, dass wir fur die Folgen unserer

Unterlassung nicht verantwortlich sind.

5. Lober-Harris-Debatte

a) Das Argument der Verrohung

. Lorber: Arzt und Personal wurden moralisch verrohen, wenn sie aktive

Euthanasie betrieben

. Harris: .Bei Fehlen jeglichen Beweises ist die Annahme plausibel, dass die

Verantwortung fur einen langsamen und qualvollen Tod nicht weniger,

sondern mehr verroht als schnelles und barmherziges Toten.g

. Harris: Gesetze nicht missachten, sondern andern.

. Kuhse / Singer: .Die Annahme, dass das Schuldgefuhl nach aktivem Toten

groser ist, ergibt nur einen Sinn, wenn die Beteiligten glauben, ein Kind mit

voller Absicht sterben zu lassen, bedeute moralisch irgendwie nicht

dasselbe, wie es zu toten.g

. Lorbers Behauptung wird unterhohlt, da viele Eltern um aktive Euthanasie

bitten

. Wenn man nach reiflichen Uberlegungen einsieht, …..dass aktive Euthanasie

der passiven vorzuziehen ist, dann sollten sich die Arzte auch uberwinden

konnen, es selbst zu tun..

b) Das Argument vom fehlenden Einverstandnis

. Lorber: Ungeborene Kinder konnen ihr Einverstandnis zur Totung nicht

geben

. Harris: Selektive Nicht-Behandlung soll zum Tod fuhren

. Harris: Wenn wir schon Kinder durch Nicht-Behandlung sterben lassen

wollen, so ist doch aktive Euthanasie vorzuziehen

c) Das Argument der .letzten Turg

. Lorber: Der Zufall entscheidet uber Leben und Tod. Uberlebt das Kind die

Nicht-Behandlung, war die Behinderung nicht so schlimm. Aktive Euthanasie

wurde diese Chance zunichte machen.

. Harris: ….eine todliche Injektion wurde dem Kind auch die letzte Tur zum

Leben verschliesen, wahrend keine Behandlung diese Tur noch offenlast.g

. Harris: Jedoch hat diese letzte Tur einen Haken: Ohne Antibiotika oder

Wiederbelebungsmasnahmen ist es auch tot.

d) Das .schiefe Bahng-Argument

. Lorber: Es gibt keine Gesetzgebung, die sich nicht ausnutzen last

. Lorber: Dies nur der erste Schritt in einen neuen Faschismus

. Harris: Was Lorber uber Euthanasie sagt, gilt eigentlich schon jetzt fur

dessen Praxis

. Harris: .Die Macht ist unheimlich, aber sie wird bereits ausgeubt.

. Harris: Schutzmasnahmen in Gesetze einbauen

6. Euthanasie und Nationalsozialismus

. Dr. L. Alexander:

. Anfange waren zunachst nicht mehr als subtile Akzentverschiebung in

den Grundeinstellungen der Arzte

. man begann zu akzeptieren, dass es Leben gabe, was es nicht wert sei,

gelebt zu werden

. ….der unendlich kleine Hebel, von der diese Geisteshaltung ihren Anstos

erhielt…giii, war die Einstellung gegenuber unheilbar Kranken.

. Wenn wir bereit sind, die Leben von Kindern mit extremen Behinderungen

nicht zu verlangern, mussen wir auch zugeben, dass wir diese Leben fur

weniger lebenswert hat.

. 1976 sagt Prof. Lucy Dawidowicz:

. In der Nazizeit hatten Begriffe innerhalb der Euthanasiedebatte eine

andere Bedeutung, als heute

. Man sah diese Begriffe im Kontext eines ….elementaren Wert der

Reinheit des Volkes..:g  quasi mystische Bedeutung

. .Vernichtung lebensunwerten Lebensg  mas sich an der

.Volksgesundheitg

. keine heutige Gesellschaft glaubt an diese rassische Wesenheit, das Volk

. Kuhse / Singer: .Wer heute fur aktive Euthanasie eintritt, tut das aus

mitfuhlender Anteilnahme am Leiden von Individuen.g

. Niemand vertritt die Auffassung, das Leben von Kindern mit schwersten und

schmerzhaftesten Fehlbildungen muss genauso geschutzt und verlangert

werden, wie das von nicht behinderten Kindern…

. Ansonsten muste man, laut Kuhse / Singer, Frauen das Recht auf

Abtreibung eines geschadigten Fetus absprechen

7. Zusammenfassung

. Oft ist es besser, einen schnelleren Tod herbeizufuhren, als ein Kind uber

lange Zeit unbehandelt sterben zu lassen.

. Fiktion zw. Toten und Sterbenlassen zu unterscheiden

. Auffassung von der Heiligkeit des Lebens aufgeben.

i http://www.tagesspiegel.de /meinung/kommentare/art141,2384849

ii [Luther-Bibel 1912: Der Brief des Paulus an die Romer. Die Luther-Bibel, S. 9034

(vgl. Rom 3, 8)

http://www.digitale-bibliothek.de/band29.htm ]

iii S. 129

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