Gedanken über Weihnachten
Eigentlich nahm ich an, dass ich bereits über mein Verhältnis zu Weihnachten in diesem Blog berichtet habe. Doch da ich es nicht finden kann, setze ich mich jetzt noch einmal damit auseinander.
Religiös hat dieses Fest für mich die Bedeutung, dass ich Isa’s (a.s.) [Jesus] gedenke, der auch im Islam ein wichtiger Prophet ist. Er wurde beauftragt die Religion wieder auf den von Gott gewollten Weg zu bringen, da viele falsche und sündhafte Riten ins Judentum einzug gehalten hatten. Man erinnere sich dabei besonders an die Händler im Tempel, die dort Wucher betrieben. Isa (a.s.) warf sie raus, wenn ich mich recht erinnere, und führte den Tempel wieder seiner Bestimmung zu. Jedenfalls beabsichtigte er dies… Ebenfalls vorbildlich für unsere Zeit sollte sein Umgang mit den Menschen sein. Wie leicht und schnell verurteilen wir heute den Anderen, obwohl wir nichts über ihn wissen.
Emotional ist Weihnachten für mich ein sehr unangenehmes Fest. In meiner Kindheit bedeutete es immer absoluter Stress und sehr viel Streit. Jedes Weihnachten „brannte die Luft“, lag nur Wut, Ärger und Gereiztheit im Raum. Details erspare ich mir öffentlich, aber es wurde jedes Jahr aufs Neue verdorben, bis ich irgendwann nicht mehr teilnahm. Erst innerlich, dann auch körperlich, in dem ich mich einfach entzog. Mir war allein dieses Geschenkedrama viel zu anstrengend. Oft trifft man sowieso nicht den Geschmack des Beschenkten, also lasse ich es ganz. Es spricht ja nichts dagegen, abseits von Weihnachten jemand mal zu überraschen. Nervtötend ist aber auch die permanente Beschallung mit gruselig schlechten Weihnachtsliedern. Besonders im Handel kommt man kaum um diesen Weihnachtstinitus herum. Entsetzlich…
Das Einzige, was ich an Weihnachten immer mochte, war und ist das Essen. Die Ente mit Rotkraut und Klößen gehört einfach dazu. (Auf Plätzchen könnte ich eher verzichten, als auf Ente, ich gestehe es.) Früher gab es dann immer das einzige Mal im Jahr selbstgemachte Thüringer Klöße. Ein Traum, wenn man es so gut kann, wie meine Oma. Ja, ich denke an diese Weihnachtsessen gern zurück. Besonders daran, wenn am zweiten Weihnachtstag im sehr engen Kreis dann ohne Stress die Reste genossen wurde. Da war das Schlimmste immer überstanden und man genoss meist wirklich das Fest.
In die Kirche geht aus meiner Familie eigentlich bis heute niemand. Es waren immer eher atheistische Weihnachten, mit Weihnachtsbaum- und kugeln, obwohl ich von meiner Oma die wahre Bedeutung sehr früh erklärt bekam. Sie ist gläubig, aber leider nicht praktizierend. Es waren also echte DDR-Weihnachten, mit Jahresendzeitschmuck.
Ach ja, in guter Erinnerung und bis heute bewahrt ist das Schauen von Märchenfilmen im Fernsehen. Bis heute sitze ich zu Weihnachten vor dem TV und schaue die guten, alten DEFA – Märchenfilme (bzw. die Märchenfilme des gesamten Ostblocks) an. Außerdem gehört zum Fest für mich die „Muppets Weihnachtsgeschichte“, nach Charles Dickens.
Wenn ich denn Weihnachten feiern muss, so wäre mein Traum folgendes: Ich hätte eine großartige Frau, ein (oder mehrere) Kinder, unsere enge Familie und Freunde kämen stressfrei und ohne (oder mit wenigen, wohl überlegten) Geschenke zu Besuch. Das Essen hätte ich einige Tage zuvor in Ruhe und mit viel Freude vorbereitet. Man würde gemeinsam spazieren gehen, gemeinsam in Ruhe essen und sich dann vielleicht Märchen vorlesen oder einen Märchenfilm schauen, kurz: irgendwas tun, was allen, doch insbesondere den/m Kind/ern, gefällt. Entspannt und stressfrei. Naja, wenigstens aggressionsfrei.
Letzter Gedanke: Weihnachtssentimentalität kenne ich leider auch zu genüge. Jeder, ob er einen Bezug zu diesem Fest hat oder nicht, wird in dieser Zeit traurig und fühlt die Sehnsucht. Besonders wenn man allein (solo) ist, empfindet man diese Sehnsucht qualvoll intensiv. Wahrscheinlich liegt das aber eher am Jahresende, also am „Abschied“ vom Jahr. Oder an der Proklamierung der Weihnacht als „Fest der Liebe“.