Ja, was muss sie eigentlich? Neu und höher wieder aufgebaut werden? Oder doch ein Teil der Historie bleiben?
Noch vor wenigen Jahren hätte ich ersteres gesagt. Die negativen Erfahrungen der (Wieder-) Vereinigung hatten, nicht nur in mir, den Wunsch geweckt, die alten Zustände wieder zu bekommen. Zurück zu einem ruhigen Leben, in dem der Staat die Sicherheit für fast jede Lebenslage bot. Arbeitslosigkeit oder zu wenig Lehrstellen gab es fast nicht. Wer die Schule verließ, hatte seinen beruflichen Weg meist bereits klar vor Augen. Wer seine Ausbildung absolvierte, konnte fest mit einer Arbeitsstelle rechnen. Anders war die langfristige Planung, z. B. bei der Bestellung des Autos, auch gar nicht möglich.
Die ganzen Vor- und Nachteile der DDR möchte heute gar nicht aufzählen, sondern mich interessiert viel mehr, was mich dazu gebracht hat, meine Meinung zu ändern und mittlerweile lieber auf die Mauer zu verzichten.
Eigentlich sind es besonders zwei Aspekte: Freundinnen und Freunde, sowie der Islam. So habe ich in den letzten 24 Jahren sehr viele, mir häufig unglaublich wichtige, Menschen kennenlernen dürfen, die alle „von drüben“ kamen. (Namen erspare ich mir, denn wahrscheinlich erkennen sich die Bedachten hierin selbst wieder.) Menschen, von denen ich sehr viel lernen durfte, sei es über die Welt oder über mich selbst. Menschen, die ich lieben durfte oder wenigstens für immer in mein Herz schließen.
Der zweite Aspekt trat 2005 alhamdulillah in mein Leben: der Islam. (Wie das geschah erzähle ich bald…) Wahrscheinlich wäre auch mit Mauer der Quran irgendwann in meine Hände geraten, aber so blieb es eben nicht beim reinen lesen, finden und verlieben, sondern ich konnte auch bei echten Muslimen Fragen stellen und beobachten. Einher ging ein Jahr später mein erster Kontakt und der Beitritt zur Nakşbendiyye-Tarikat von Menzil, was ich ebenso bis heute keinen Augenblick bereut habe… Dabei geht es weniger um Personen, eher um spirituelle Erfahrungen… Allein die innere Ruhe, die man in der Kasrevi-Dergah in Castrop empfinden kann, möchte ich die wieder missen. Aber natürlich gibt und gab es auch da sehr viele Personen, die mir wichtig sind, auch wenn wir wenig Kontakt haben. (Ich wohne einfach zu weit weg…)
Aber ich schweife ab… Die „Wende“ hat mir viel eröffnet, was für mich ansonsten wohl so kaum zu erleben gewesen wäre.
Ohne die aktuelle Politik zu erwähnen, kann ich als Fazit sagen: Die Vereinigung eröffnete für mich in vielerlei Hinsicht enorme Perspektiven. (Die ganzen negativen Dinge lasse ich heute mal unbeachtet.)
Ohne Mauer habe ich dich kennenlernen, lieben und für immer in mein Herz schließen können. Nicht nur von der DDR, sondern auch von dir durfte ich viel lernen. Danke dafür und ganz herzliche Grüße von drüben!
Die Botschaft kam also an….
Ja, danke! @>–>—