بسم الله الرحمن الرحيم
Eigentlich wollte ich zum Thema „Burkaverbot“ nichts schreiben, da ich selbst kein Freund der Burka bin und sie für eine religiöse Übertreibung halte. Die Bedeckung der Körperbereiche, die zu sexuellen Reizen führen können, ist im Islam Pflicht für Männer und für Frauen. Beiden Geschlechtern ist es empfohlen die primären und sekundären Geschlechtsorgane, die Beine und Haare verdecken. In den unterschiedlichen Richtungen des Islams wird diese Empfehlungen je anders interpretiert.
Die Burka entspringt einer extremeren Auslegung des Quran und der Hadithe, die von der Mehrheit der islamischen Gelehrten abgelehnt wird, soweit ich es überblicken kann. (Die Begründungen erspare ich mir an dieser Stelle. Wer mehr wissen will, mag sich gern bei mir melden.) Diese Ablehnung der Burka ist eine innerreligiöse Begründung, die von moderaten Imamen auch in Deutschland gepredigt wird und der auch ich zustimme. Doch im Islam gibt es keine zentrale Autorität, sondern eine enorme Pluralität in den Auslegungen. Jeder darf frei entscheiden, welchen Gelehrten und welcher Auslegung er folgt, denn jeder muss sich dereinst für seine Taten selbst verantworten. Aber das nur am Rand.
Doch nun versuchen europäische Politiker die Burka zu verbieten. Die Politik wagt einen Eingriff in eine Weltreligion, greift tief in die persönlichen Rechte von Gläubigen ein. Unter dem Deckmantel einer „Befreiung“ der Frau, versucht man eine Begradigung des Islams, so daß er in die Toleranz einer christlichen Mehrheit passt. Wie kann es einer Befreiung der Frau dienen, wenn man ihr staatlich vorschreiben will, welche religiösen Symbole sie trägt, ja sogar wie sie sich kleidet? Schreibt man als nächstes einem Mann vor, dass er keinen Bart tragen darf? Verbietet man einer Nonne ihre Tracht?
Es geht doch in erster Linie um eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten einer Religion. Dabei erwähne ich nicht mal die Beschneidung der Religionsfreiheit… Man stelle sich mal vor, dass eine europäische Regierung die katholische Kirche zwingen würde weibliche Priester zu erlauben, das Zölibat aufzuheben oder auch homosexuelle Priester (offiziell) zu erlauben. Oder gar das tragen oder zeigen von Kreuzen zu verbieten… Vielleicht gibt es ja Menschen, die sich von einem Kreuz auf einem großen, alten Haus in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen… Der Aufschrei bei derartigen Verboten wäre zurecht enorm…
Es scheint wirklich langsam so, daß wir undankbaren Muslime uns entschuldigen müssen, dass wir diese Art von Freiheit nicht wollen. Wir haben uns (besonders in Europa) diese Religion ausgesucht, mit allen Konsequenzen.
Passen wir nicht die Gegebenheiten unserer Toleranz an, sondern unsere Toleranz den Gegenheiten!
Ein Kommentar wurde erbeten – gerne:
Ich bin sehr wütend geworden heute, als ich FDP Äußerungen FÜR ein Burka-Verbot lesen musste. Ich wusste nicht gleich warum… aber dann ist es mir aufgefallen und ich kann es in einem Satz ausdrücken:
Das Burka-Verbot ist das Sperrgesetz für die Unterdrückung der Frau!
Paralellen:
– Ein solches Gesetz ändert nichts an den Problemen, die die vorgeblichen Gründe des Gesetzes sind.
– Stattdessen werden ein bzw. mehere Grundrechte für Symbol-Politik eingeschränkt.
– Es ist wieder mal kurz vor der Wahl – ne? Wo man damit Stimmen abfängt – mir wird schlecht.
– Das Thema ist für ein Bildzeitungstitelblatt wieder bestens geeignet.
– Es handelt sich um eine optische Korrektur des öffentlichen Lebens.
– Eine inhaltliche tiefe Diskussion findet nicht statt/wird systematisch ignoriert
Und ich denke man könnte diese unsauberen und nicht voneinander unabhängigen und teilweise redundanten Punkte noch um einige erweitern.
Tja. In meiner Beschränkten Sicht kann ich nur sagen, dass ein Burka-Verbot, wie auch ein Minarett-Verbot nur der Polemik und Provokation dient.
Ich hasse Wahljahre.
Grüße,
0mad