2009 war das Jahr der lethargischen Studentenproteste. Lieb, wie Schwiegermamas Lieblinge, protestierten sie hier in Erfurt für bessere Studienregelungen- und Strukturen. So schenkte die Politik ihnen auch brav die Aufmerksamkeit, lobte sie und gab ihnen jedes Heilsversprechen, was gewünscht war. Ja, sogar eine kleine finanzielle Erleichterung wurde gewährt… Viel zu schnell, um wirklich als Erfolg der Studenten gewertet werden zu können, aber egal…
Da ich selbst nicht dabei war, auch nicht dabei sein konnte, enthalte ich mich jedes weiteren Kommentares. Es steht mir nicht zu etwas zu kritisieren, woran ich nicht teilgenommen habe. Doch einige allgemeine Gedanken seien mir erlaubt.
Die schnelle, substanzlos Zustimmung der Politiker war erschreckend. Da war kaum die Besetzung des Erfurter Audimax bekannt geworden, da wurden schon 50 Euro der Semestergebühren erlassen. Das Drehbuch schien bereits geschrieben, nur die Darsteller fehlten noch. Diese ließen auch nicht auf sich warten, wenn auch leider nicht in Massen, wie man erwarten sollte. Mangels Beteiligung war, soweit ich weiß, teilweise sogar die Besetzung des Audimax in Gefahr. (Hätte die Polizei gestürmt, wären sie da sehr, sehr einsam gewesen…) Es gab viele Stimmen, die sehr zügig die Protestierenden warnten, sich nicht instrumentalisieren zu lassen, doch wer hörte drauf?
Wie von den Professoren bestätigt, wird es Änderungen in diesem Studiensystem geben. Doch bleibt enorm das Gefühl, dass der Studentenprotest da sehr wenig Anteil daran hat… Jedenfalls der der Erfurter… Eher ist es die Unzufriedenheit der Professoren selbst, die den Anstoß gegeben hat.
Zum Schluß noch ein abstrakter Gedanke zum Thema: Der Deutsche sah mal wieder einen Rasen und getraute sich nicht drauf zu treten, weil die Obrigkeit es nicht wünscht. Die Proteste an der Erfurter Universität haben gezeigt, dass es keine Feindbilder mehr gibt. Der Staat ist zum Freund geworden, der nur noch überzeugt werden muss. Das dieser Freund trügerisch bereits unterm Tisch die Zwangsjacke für die Studenten umnäht und stabiler macht, sieht keiner. Verwundert es niemanden, daß mit aller Gewalt das besetzte Haus geschlossen und auf der anderen Seite die lieben Studenten gelobt worden? Es sind doch meist ein und dieselben Personen, die da demonstrierten. Und die soll unser Freund, der Staat, plötzlich verstehen und lieben?