Passend zur Frankfurter Buchmesse auch von mir einige Gedanken zum Thema Ebook und die Zukunft des Buchmarktes.
Seit mittlerweile fast einem Jahr habe ich meinen Kindle und kann aus Erfahrung sagen: es ist großartig, mit Ebooks zu arbeiten. Warum das so ist, erschließt sich auf den ersten Blick. So hat man wenig Gewicht zu tragen. Gerade für behinderte Menschen, wie mich, stellt ein dickes, schweres Buch rein körperlich bereits ein Hindernis dar. Da ist ein Ebook natürlich überlegen, denn der Reader wiegt gerade mal ca. 150 Gramm. Dazu kommt, dass man mehrere tausend (!) Bücher auf seinem Reader mit sich führen, ohne auch nur ein Gramm mehr tragen zu müssen.
Dann kann man schnell und einfach aus einem Ebook zitieren, indem man einfach die Textstelle kopiert und anderswo einfügt. Einziges Problem: Mir ist noch keine korrekte Zitierweise bekannt, denn ein Kindle zeigt keine Seitenzahlen, sondern nur Prozentzahlen an. Eine genaue Verortung der zitierten Stelle ist so nicht möglich. Sehr einfach ist es auch, bestimmte Stellen zu markieren und zu kommentieren.
Erstaunlicherweise lese und entdecke ich durch den Ebookreader Literatur, an die ich sonst nicht geraden wäre. Durch die Möglichkeit von Leseproben schnuppert man häufiger in Bücher, die ansonsten durch das Suchraster gefallen wären.
In Bezug auf Inklusion ist das Ebook ebenfalls unschlagbar, kann man doch nach den eigenen, individuellen Bedürfnissen die Schriftgröße regulieren oder sogar sich die Texte vorlesen lassen. So können Menschen mit einer Sehschwäche ebenfalls Literatur nutzen und genießen.
Im Vergleich dazu hat das gedruckte Buch natürlich auch noch (momentan) unschlagbare Stärken. So allein die Verfügbarkeit. Noch immer sind mehr als (ich glaube) 98% aller Bücher nicht digitalisiert, d.h. nur als Druck verfügbar. Auch wenn diese Prozentzahl stetig sinkt, wird es noch eine Weile dauern, eher jegliches Buch digital verfügbar sein wird.
Ebenso wichtig ist das Gefühl des Papieres in der Hand, das umblättern der Seiten, sowie der Geruch eines Buches. All das wird man noch sehr lange nicht missen wollen. Was gibt es für einen Büchernarren, wie mich, schöneres, als in einer Bibliothek oder einem Antiquariat stöbern zu können? (Wenn auch der kleine Geldbeutel den Antiquariatsspaß oft trübt.) Immer wieder faszinierend ist es auch in alten Büchern Randnotizen zu entdecken oder Papiere, die als Lesezeichen dienten. In einem Lyrikband fand ich mal Zeitungsauschnitte von 1978 zum Autor des Buches.
In einem gedruckten Buch lässt sich ein Zitat genau lokalisieren, durch Angaben wie Seiten- oder Zeilenzahl. Wer studiert und / oder wissenschaftlich tätig ist, wird also noch sehr lange auf gedruckte Literatur angewiesen sein.
Fazit: Es wird noch Jahrzehnte dauern, eh das Ebook das gedruckte Buch wirklich gefährden kann. Doch in Bezug auf aktuelle Literatur hat es enorme Vorteile und wird nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken sein.
Momentan stehen einer steigenden Ebooknutzung eigentlich nur die oft mangelhaften Reader entgegen. Viele Reader haben schlechte Akkus oder schlechte Displays, bei denen bei längerem lesen die Augen schmerzen. Einer Verbreitung stehen auch die verschiedenen Ebookformate derzeit noch entgegen. Manche Reader lesen leider nur ganz bestimmte Formate. (Ich muss noch ein wenig Werbung machen: Der Kindle liest die wichtigsten Formate, hat keine Hintergrundbeleuchtung am Display, was die Augen schont.) Als letztes Hindernis sei noch benannt, dass Ebookreader Bilder oft schlecht darstellen, so dass Bildbände als Ebook noch sehr selten sind und keine Freude bereiten.
Technische Alternative zum Ebookreader sind Apps für PC, iPad oder Handy, mit denen man Ebooks nutzen kann. Doch ist diese Alternative derzeit mehr als unbefriedigend, da die meisten Menschen Augenprobleme bei längerem lesen bekommen, wie ich auch. Die genannten Alternativen verfügen leider noch nicht über gesundheits-freundliche Technologien.