Am gestrigen Abend ausgelesen, bin ich froh, es endlich fertig zu haben. Gut geschrieben, aber zäh wie ein Kaugummi zog es sich immer mehr, bis das Ende eine absurde Wendung fand.
Aber ich beginne von vorn: Inspektor Adam Dalgliesh, ihr Hauptheld in so vielen ihrer Romane, soll den Nachlass seiner verstorbenen Großtante auflösen und begibt sich in ihren Wohnort an der Küste Südengland. Ein kleiner beschaulicher Ort, den zwei Dinge bekannt machen: ein Serienkiller, der sogenannte „Whistler“ und ein Atomkraftwerk. Eigentlich möchte sich Dalgliesh aus beidem raushalten, doch nachdem eine hochrangige Angestellte des Atomkraftwerkes ermordet wird, gerät er indirekt in die Ermittlungen. Die eigentlichen Ermittler sind jedoch Inspektor Rikkard und sein Assistent Oliphant.
Grundsätzlich ist das Buch sehr gut aufgebaut und erzählt, wenn man von der absurden Wendung am Ende absieht. Die Dialoge sind intelligent, interessant und auf hohem sprachlichem Niveau. Die Figuren wurden sehr detailliert ausgearbeitet und spiegeln die Zusammensetzung der englischen Gesellschaft wahrscheinlich hervorragend wieder.
Doch überrascht war ich, wie flach und absehbar manchmal P. D. James Ideen in „Vorsatz und Begierde“ waren. Das AKW ist böse, es gibt einen grünen Gegner, eine Mitarbeiterin des AKW wird ermordet… Der arme Maler des Dorfes, dessen Frau verstarb, ist natürlich auch ein Trinker und überforderter, aber stolzer Vater… Dazu eine alte Jungfer und eine vom Leben enttäuschte ehemalige Lehrerin… Alles absehbar, bis auf das Ende, dessen sehr konstruiert wirkende Lösung mehr als ärgert, wie ich finde.
Faszinierend und verwirrend zur selben Zeit war jedoch, wie Adam Dalgliesh mit jeder Seite weiter in den Hintergrund verschwand und sich Inspektor Rikkard vorschob. Und doch ist Dalgliesh immer präsent, immer einen Gedanken voraus, während Rikkard trotz Aktivität langweilig und borniert wirkt.
Fazit: Es gibt schlechtere Krimis, aber von P. D. James erwartet man mehr Qualität und Kreativität. Bis auf das Ende ist es logisch und stringent erzählt. Das Romanpersonal ist überschaubar und reduziert sich im Fortgang auf ungefähr sieben oder acht relevante Personen. (Einige Rezensenten beschweren sich über die Fülle an Personen, was ich nicht nachvollziehen kann. Diejenigen sollten mal Dostojevski lesen…)