Kompromisse sind Teil von Beziehungen.

Vor einigen Tagen sagte eine gute Freundin zu mir, sie wünsche sich endlich mal eine Beziehung, in der sie keine Kompromisse eingehen müsse.

Meine Erwiederung darauf befriedigte nicht mal mich, deshalb möchte ich an dieser Stelle das Thema noch mal aufgreifen und für mich Licht hinein bringen.

Definieren wir eine Beziehung als temporäre Interaktion zwischen zwei gleichwertigen, freien Personen.

Nun klären wir die Begriffe, damit man eine gemeinsame Diskussionsbasis hat: Temporär, weil keine Beziehung ohne Anfang und ohne Ende ist, sei das Ende auch der Tod. Durch die veränderten Beziehungsstrukturen (Ehe, WG, Fernbeziehung, Internetbeziehung, Wochenendbeziehung usw.) rechtfertigt sich der Begriff „Interaktion“.

Der Begriff der „Gleichwertigkeit“ macht etwas Probleme, da ich auch Beziehungen kenne, in denen die Partner sich selbst nicht als gleichwertig, nicht auf der selben Entscheidungsebene befindlich, definieren. Diese Beziehungen beeinhalten von vornherein vereinbarte unterschiedliche Machtverhältnisse. Verorden wir also den Begriff allein in der Bezeichnung der rechtlichen und moralischen Gleichwertigkeit.

Eine Diskussion des Freiheitsbegriffes erspare ich mir und sage nur kurz, es sei bedeutet, dass keine äußeren Handlungszwänge vorhanden sind.

Gehen wir nun von einer derartigen Interaktion aus, so stößt in jeder Beziehung die Freiheit des Einen an die Freiheit des Anderen. Zwei Menschen, die in ihrem Charakter, ihren Erfahrung und ihrer Erziehung unterschiedlich sind, treffen aufeinander. Auch wenn sie durch die Liebe verbunden sind, trifft die Individualität des Einen auf die des Anderen. So entstehen unumgänglich Differenzen, die man nur mit Kompromissen überwinden kann. Auch wenn es eine ideale Beziehung geben würde, in der beide Personen gleich denken und die Entscheidungen des Anderen  immer und zu jedem Zeitpunkt verstehen könnten, so gäbe es auch hier Konfliktfälle. Denn auch wenn ich die Entscheidung und den Gedanken des geliebten Menschen verstehe, kann ich doch anderer Meinung sein oder wenigstens im selben Schluss zu einem anderem Ergebnis kommen.

Desweiteren spricht auch nichts gegen Kompromisse. Man muss in jedem Aspekt des Lebens immer wieder Kompromisse eingehen, die mal zu meinen Gunsten ausfallen, mal zu Gunsten des Anderen. Solange sich dies die Waage hält, sind Kompromisse immer akzeptabel.

Denkt man noch einen Schritt weiter, fragt man sich, was eine Beziehung ohne Kompromisse wäre: öde. Kompromisse finden fördert und erfordert  täglich neue Kommunikation. Darin lernt man den Partner immer wieder neu kennen, bleibt im besten Fall nie auf einer Stufe hängen. Schauen wir dagegen langjährige Beziehungen an: man passt sich an, schaltet sich gleich, muss keine Kompromisse mehr eingehen, endet jedoch in der Kommunikationslosigkeit.

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