Man kann mit jemandem abgeschlossen haben, derjenigen wieder normal gegenübersitzen und ihr in die Augen schauen, ohne Hass oder Sehnsucht.Es war ein wunderschöner Mittag mir ihr in einem Restaurant auf dem Domplatz hier in Erfurt.
Und doch wühlt es alte Erinnerungen auf. Angenehme, unangehme, lustige und traurige. Im Augenblick denke ich gerade an den August im Jahr 2008. Wir waren vier Monate zusammen und alles war toll. Fast alles. Ich bekam immer mehr das Gefühl, wenn ich nicht aus Sömmerda ausbreche, wird aus dieser Beziehung wieder nichts. Meine Familie betrachtete M. immer misstrauischer und mit jedem ihrer Besuche wurde es schwerer. Es wurde mir immer klarer, dass die letzte Chance für mich gekommen ist, um je ein selbstständiges Leben zu führen, also daheim auszubrechen.
Viele Stunden verbrachte ich zu dieser Zeit in der Abgeschiedenheit des Sömmerdaer Ziegeleiparks. Die dunklen Ecken regen das Denken, fokussieren die Gedanken auf den gewünschten Punkt. Mir ging es dreckig. Nur in diesem Park fand ich innerlich Ruhe, konnte mir über all die Gewissensqualen klar werden. Wie ein verletzter Wolf leckte ich dort meine Wunden in den einsamsten Ecken des Parkes. Alphatiere zeigen nach außen keine Schwäche, sonst gehen sie unter… Eine Entscheidung musste her, eine Änderung des status quo. Es hing ja bei weitem nicht nur meine Zukunft an dieser Entscheidung. Aber ich traf sie…
So begann ich mir im August sehr schnell in Erfurt Hilfe zu suchen. Zu Anfang sogar ohne Wissen meiner Ex. Sie erfuhr es, soweit ich mich erinnere, erst nach dem Treffen mit einer Sozialarbeiterin. Es sollte ein endgültiges Ausbrechen werden, nicht auf den Füßen der Beziehung aufgebaut, sondern eigenständig. Die Beziehung wurde zur tragenden Stütze, jedoch nicht zum Fundament. Was wäre das auch für ein eigenständiges Leben, wenn wir voneinander abhängig gewesen wären?
Es gelang. Jedenfalls der Ausbruch. Die Beziehung weniger. Doch unser heutiges Fazit fällt hundert Mal besser aus, als ich es noch vor einem Jahr gezogen hätte. Wir haben uns in der Beziehung beide weiterentwickelt. Für mich war sie die Stütze, der Halt, der mich aus meinem Elfenbeinturm gerissen und gerettet hat.
Wir schenkten uns gegenseitig Zukunft.
Jeder auf seine Weise.
Jedem eine andere.
Hab dich gern mein Großer. Und auch wenns blöd geendet is, wars ne schöne Zeit zu großen Teilen.
*lächel*