Es ist amüsant zu lesen, wie sich Mitglieder der Partei, der ich angehöre, still und leise über meinen Blog aufregen. Argumentationslos und ohne auch nur den leisesten Hauch von Verständnis, drohen sie mir mit einem Parteiausschluss und glauben auch noch, dass mich das auch nur am Rande tangieren würde.
Auslöser ist dieser Beitrag in meinem Blog: http://existenzspuren.de/?p=431
Darin gebe ich kommentarlos und sehr oberflächlich die islamischen Quellen wieder, welche ich zum Thema „Verschleierung der Frau“ finden konnte. Ich zitiere sie einfach nur, da ich in einem vorherigen Beitrag meine Meinung zur Burka kund tat.
Nun regt sich eine Kommentatorin auf, dass ich aufgrund dieser Äußerungen doch aus der Partei geworfen werden solle und ich lieber die Statuten der „Linken“ lesen solle. (Siehe die Kommentare zum oben genannten Link.)
Dazu würde ich gern folgendes sagen: Ich stehe nicht mehr in der Verantwortung für die Partei. Ich zahle meinen Mitgliedsbeitrag, mehr nicht. Weder bin ich Sprecher der Linken, noch halte ich mich dafür. Die Zeiten, in denen ich für die „Linke“ politisch aktiv war, sind seit Oktober 2008 vorbei. Als einer von insgesamt 30 Sömmerdaer Stadträten versuchte ich damals jedes Wort in der Öffentlichkeit sehr bewußt zu wählen, aber doch deutlich meine Meinung zu artikulieren. Die Partei war mir wichtig, auch wenn im Lauf der Zeit viele Dinge sich gegen meine Definition von linker Politik entwickelten. Oder vielleicht hatte ich mich auch weiterentwickelt, was vielen der Mitgliedern der Linken nicht mehr möglich zu sein scheint. Auf Details gehe ich an dieser Stelle nicht ein.
Schon damals kannte man meine religiösen Überzeugungen, äußerte aber nie substanzielle Kritik daran. Viel eher gab es eine Menge Unverständnis, was aber sehr verständlich ist. Meine Aufgaben habe ich meist ordentlich erledigt, so daß ich mir nichts vorzuwerfen habe. Weder heute, noch damals.
Die Kommentatorin äußerte sich ja leider nur in Wutausbrüchen, so daß ich auf ihre Intentionen nicht groß eingehen kann. Jedoch scheinen die auf die Befreiung von Frauen hinauszulaufen, die nicht „befreit“ werden wollen, weil sie sich ihren Glauben selbst ausgesucht haben und ihn mit Stolz leben. Jeder Muslima, die heute mit erhobenem Haupt ihr Kopftuch trägt, weil sie den Geboten ihres Glaubens folgt, gebührt mein bzw. unser allerhöchster Respekt! Sie ist es, für die ich schreibe, damit ihr der Gegenwind leichter wird. Damit sie sieht, wie viele Muslime dagegen kämpfen, dass sie nicht wegen ihrer Überzeugung von selbsternannten Weltverbesserern diskriminiert wird. Gerade wir Linken sollten hinter den Muslima stehen, die derzeit in der Ausübung ihres Glaubens behindert, ja sogar als unterdrückte, schwache Frauen diskreditiert werden.
Und wenn ich dafür ernsthaft aus der Partei ausgeschlossen werden sollte, was ich für absurd halte, dann werde ich stolz drauf sein. Denn so einer intoleranten und engstirnigen Partei würde ich dann auch nicht mehr angehören wollen!
P.S.: Einen Dank noch: Ich freue mich riesig auf diese Debatte. Es wird mir ein Genuss sein die Vorwürfe zu beantworten. Wenn Sie es möchten, auch sehr gern in der öffentlichen oder parteiinternen Presse. Es wäre hoch interessant zu sehen, welche Spannung die Partei zwischen eigener Ideologie und dem Glauben der Mitglieder aushält.