• Sa. Apr 27th, 2024

Existenzspuren

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Nordkorea droht mit dem atomaren Erstschlag. Gegen Südkorea und gegen die USA. Was wirklich dran ist, weiß wohl niemand. Selbst die Geheimdienste scheinen im Dunkeln zu tappen, wenn man den Berichten vertrauen kann. Es wirkt verwirrend, denn eigentlich würde man eher eine Entspannung der Lage erwarten, nachdem die Führung in Pjöngjang wechselte. In der heutigen Zeit ist mit militärischen Auseinandersetzungen wenig Gewinn zu machen. Die wahren Kriege finden wir heute in der Wirtschaft, in der Sicherung von Ressourcen.

Gehen wir davon aus, dass die meisten Machthaber, wenn schon selbst nicht gebildet, so doch gute Berater haben sollten, so geht man normalerweise davon aus, dass diese Dinge dem Staatschef Nordkoreas auch bekannt sind. Und das, erwartet man, wesentlich tiefgründiger, als mir. Aber warum dann dieses Theater? Warum diese Kriegsdrohungen?

Ich würde es gern verstehen und versuche deshalb in diesem kurzen Beitrag die Zusammenhänge mal etwas zu hinterfragen. Auch wenn es reine Spekulation ist, so interessiert mich, wie die Dinge aus der Sicht Nordkoreas aussehen könnten. Wie nehmen sie die Situation wahr?

Nähern wir uns historisch. Als Quelle dient mir leider nur Wikipedia, aber als Einstieg wird es genügen. Von 1894 bis 1945 befand sich Korea, das ehemalige Kaiserreich, unter japanischer Besatzung. Doch als Folge des zweiten Weltkrieges, nach dem Sieg über Japan, wurde Nordkorea zwischen der ehemaligen Sowjetunion und den USA aufgeteilt. Der Norden Koreas wurde sowjetische Besatzungszone, der Süden amerikanische Besatzungszone. Scheinbar ähnlich der Teilung Deutschlands, aber diesen Gedanken nur am Rand.

Die so entstandene Grenze wurde im Verlauf des folgenden „kalten“ Krieges immer weiter zementiert, statt, wie auf der Konferenz von Jalta vereinbart, das Land wieder zu vereinigen. Die Interessen eines unschuldigen Volkes wurde so dem kalten Krieg geopfert. Gefragt worden sie scheinbar nicht, und litten schuldlos, weil sie 50 Jahre davor Japan zum Opfer fielen.

Die UNO, die zu diesem Zeitpunkt den USA nahestand, übernahm am 14. November 1947 das Mandat für die Wiedervereinigung. Die USA führten am 10. Mai 1948 unter Aufsicht der UNO Wahlen durch, aber mangels Kooperation der Sowjetunion nur im Süden. Aus diesen ging der aus dem Exil in den USA zurückgekehrte Rhee Syng-man als Sieger hervor. Von manchen Beobachtern wurde die Wahl als unfair oder gefälscht bezeichnet. Rhee Syng-man übernahm die Regierungsgeschäfte von den USA am 13. August 1948 und rief am 15 August die Republik Korea aus. Als Reaktion proklamierte der von den Sowjets geförderte Kim Il-sung am 9. September die Demokratische Volksrepublik Korea.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Koreakrieg

Wie gesagt: Man zementierte den status quo, doch im Unterschied zu den USA, zog sich die Sowjetunion zwei Jahre später aus Nordkorea zurück, während im Süden bis heute amerikanische Truppen stationiert sind. Für mich ist das eine gute Erklärung, wenigstens psychologisch, dass Kim Il-sung, Nordkoreas Staatschef dieser Zeit, den Krieg suchte, um das Land wieder zu vereinen. Er scheint, wie man heute weiß, Stalin überzeugt zu haben, dass dies der richtige Weg ist. Außerdem spielte er, scheinbar, Stalin gegen Mao aus, um sein Ziel zu erreichen. Doch Stalin war strategisch viel zu klug, um einen dritten Weltkrieg zu riskieren. Stattdessen unterstützte er Kims Armee „nur“ mit Waffen und Ausbildern. Die nordkoreanische Armee wurde nach SU-Vorbild aufgebaut und geformt und war bald den Südkoreanern überlegen.

Am 12. Januar 1950 sagte der US-Außenminister Dean Acheson dem National Press Club, dass die Verteidigungslinie der USA von den Alëuten über Japan, den Ryūkyū-Inseln bis zu den Philippinen führen würde. Mit diesem „defensive perimeter” sagte er indirekt aus, dass die USA nicht um Korea kämpfen würden. Diese wohl unbedachte Äußerung ermutigte Nordkorea und die Sowjetunion, den Konflikt zu suchen.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Koreakrieg

Damit endet die Vorgeschichte des bald folgenden Koreakrieges. Schauen wir uns das genauer an, dann sind die Begehrlichkeiten Kim Il-sungs für mich verständlich. Ein unschuldiges Land, was durch Japans Aggression in den zweiten Weltkrieg glitt, sollte wieder vereint werden. Dazu die permanente „Bedrohung“ durch die imperialistischen US-Truppen im Süden, die ein mehr oder weniger legales Regierungssystem (die Wahlen wurden angezweifelt, ja linke Parteien sogar verboten) etablierten, was natürlich von den USA abhängig war. Auf der abstraktesten Ebene gab es dann natürlich noch den Kampf von Kommunismus gegen Kapitalismus, die Ängste vor dem aggressiven, imperialistischen Streben der USA.

—- Ende Teil 1 —-

Den zweiten Teil findet der interessierte Leser unter:

http://existenzspuren.de/?p=1328

Ein Gedanke zu „Nordkoreas Träume und Ängste – Einleitung und Vorgeschichte (1)“

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