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Existenzspuren

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Muppets, Kindheit und das wunderliche Heute

VonChris Shafik Wunderlich

Mrz 29, 2014

Samstag, 29.03.2014 23:00 Uhr

 

Disney Channel wiederholt gerade die „Muppet Show“. Ein wichtiges Stück meiner Kindheit zu sehen, weckt Erinnerungen. Damals war das Leben noch einfach. Meine Welt drehte sich um Spielzeug und Fernsehen. Meine Familie arbeitete hart, um den Standard zu erhalten. Meine Mutter hatte zwei Jobs und ein festes Weltbild. Letzteres hatten wir wohl alle, ob es uns gefiel oder nicht. Die Muppets prägten meinen Musikgeschmack, wie meinen Humor. Noch immer gehören Waldorff und Stadler zu meinen Lieblingsfiguren. Ungestraft aus der letzten Reihe lästern zu dürfen genoss ich jedoch erst viel später. Die Musik der Show war die Musik einer ganzen Epoche: Man versuchte den Kindern gute Musik beizubringen. Ein Motiv, was sich von den „Muppets“ bis zur „Bill Cosby Show“ durchzieht. Immer wieder brachten Gaststars Jazz, Gospel, Blues, Soul oder Klassik in die Sendungen. Es sei nur erinnert an B. B. King in der „Bill Cosby Show“ oder Ray Charles in „Wer ist hier der Boss?“. Wenn ich mich recht erinnere, trat Sinatra sogar bei den Muppets auf.

Heute habe ich selbst eine kleine (Stief-)Tochter und freue mich schon auf die Zeit, wenn sie die Muppets versteht und hoffentlich mit mir schaut. Das es je soweit kommt, habe ich mir nie erhofft zu träumen. Ein großartiges Kind sagt „Papa“ zu mir und liebt mich, auch wenn ich in ihren Augen mal unfair bin, weil ich ihr etwas verbiete. Sie genießt und braucht meine ganze Liebe, ebenso wie ich die ihre brauche. In ihr reflektiere ich mich, erkenne mich und verstehe mich besser. Hab ich als Kind nicht auch meine Grenzen ausgetestet? Wollte ich nicht auch viel lieber irgendetwas erleben, als Mittagsschlaf zu machen? War nicht auch für mich ein Essen ohne Nudeln kein Essen? Und trinken viel wichtiger, als irgendeine Mahlzeit? Mittlerweile erwische ich mich dabei, dass ich sie ermahne nicht mit dem Essen zu spielen oder ordentlich die Gabel zu nutzen… Hab ich das nicht selbst abgrundtief gehasst als Kind? Und dann die Momente, wo sie mich mit Handlungen überrascht, die mir zeigen: ich hab nicht alles falsch gemacht bisher… Wenn sie dann freiwillig das Tablet mit der „Sendung mit der Maus“ abschaltet, weil ich sie darum bitte. Wenn sie glücklich meiner Mischung aus Bitte und „Befehl“ folgt, weil sie den Sinn dahinter zu verstehen scheint oder wenigstens weiß, dass es wohl der einfachste Weg ist. Wenn sie im Kindergarten auf mich aufpasst und stolz feststellt: „Das ist MEIN Papa.“ Oder wenn sie sich müde in mein Bett legt und mich ganz fest in den Arm und wir uns sagen, dass wir uns lieb haben.

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