Von jedem Menschen, der/die in mein Leben tritt und daran einen Anteil haben möchte, erwarte ich Ehrlichkeit und Offenheit. In dem selben Maße, wie ich demjenigen/derjenigen wahrhaftig und ohne Trug entgegentrete, erwarte ich das ebenfalls. Besonders bei guten Freunden möchte ich nicht permanent überlegen müssen, was ich sage. Ja, dabei trete ich auch mal in ein Fettnäpfchen, aber damit muss ich leben, wenn ich mich nicht verstellen möchte.
Auch ich bekomme ja Wahrheiten zu hören, die mir vielleicht nicht gefallen oder für die ich noch nicht bereit bin. Jede Wahrheit braucht ihre Zeit, ihren richtigen Augenblick. Wie reagiere ich darauf? Meist, denke ich, reagiere ich mit schweigendem zuhören, vielleicht auch mal mit Ausflüchten oder Verteidigungen, wenn ich für diese Wahrheit noch nicht bereit bin.
Umgekehrt ist es sehr viel schwieriger, wie ich finde. Eine Wahrheit mitzuteilen braucht Mut und Kraft, besonders wenn diese nicht angenehm ist und der Empfänger ein enger Freund/in. Nie wusste ich bisher mit Sicherheit, wann der richtige Moment gekommen ist. Meist muss mein Instinkt mich leiten. Gegenüber fremden Menschen ist das wesentlich, da man emotional nicht gebunden ist. Doch bei guten Freunden riskiert man immer auch die Freundschaft.
Warum schreibe ich das? Vielleicht weil ich gerade in einer solchen Situation stecke, in der ich glaube, bei jemand anderem die „Wahrheit“ deutlicher sehen zu können, als derjenige. Da diese Wahrheit eine dritte Person existenziell betrifft, kann ich kaum schweigen, doch ist sie so bitter, dass jedes Wort einen weitere Schnitt in die Freundschaftsbande sein muss.
(P.S. Der Beitrag bezieht sich auf keine meiner Exen. Nur mal nebenbei erwähnt, um Spekulationen vorzubeugen.)