• Do. Apr 18th, 2024

Existenzspuren

Jedes Leben und jeder Gedanke hinterlassen ExistenzSpuren...

Zum heutigen internationalen Frauentag wünsche ich allen meinen Leserinnen alles Gute.

Zur Feier des Tages einige Gedanken zum Thema, da momentan ja nicht nur gefragt wird, ob der Frauentag noch Sinn macht, sondern das Thema Sexismus in aller Munde ist.

Der Frauentag wird noch sehr lange Sinn machen, denn noch immer verdienen Frauen in vielen Berufen weniger, als Männer. Obwohl sie dieselbe Leistung bringen, ja oft sogar besser Arbeit abliefern.
Der alltägliche Sexismus, welcher derzeit so intensiv thematisiert wird, bietet ebenfalls eine hervorragende Begründung zum Erhalt dieses Tages. Dazu später mehr.

Braucht man noch einen Grund, so sei auf die unglaublichen Zahlen zur Gewalt gegen Frauen verwiesen, speziell gegen Frauen mit Behinderung. Laut einer Studie haben bis zu 75 Prozent der behinderten Frauen Gewalterfahrungen machen müssen. Eine Schande für eine moderne Gesellschaft!

Und doch darf man bei aller Dringlichkeit des Problems nicht übers Ziel hinaus schießen. Vieles in unserer Gesellschaft hat sich in den letzten dreißig Jahre grundlegend verbessert, ansonsten würden wir diese Diskussionen überhaupt nicht führen. Niemand hätte sich vor dreißig Jahren über einen Brüderle aufgeregt. Der #aufschrei wäre im Gelächter untergegangen. Speziell im Westen Deutschlands, wo man in Bezug auf Frauenrechte in meinen Augen wesentlich rückständiger war, als in der DDR. Man denke in Bezug auf den Osten nur an die Zahl der Kindergartenplätze, den internationalen Frauentag und den sogenannten „Haushaltstag“, den Frauen frei nehmen durften. Aber ich schweife ab…

Die derzeitige Sexismusdebatte schießt in meinen Augen weit über ihr Ziel hinaus. Was Bundespräsident Gauck (den ich nun wirklich nicht schätze, aber in diesem Fall mal Recht gebe) „Tugendfuror“ nennt, trifft den Kern der Sache: alles, was auch nur im entferntesten sexistisch sein könnte, wird angegriffen. Natürlich nur, wenn es gegen Frauen geht. Die Realität einseitig, statt objektiv, zu sehen, kann nicht der Weg zu einer gleichberechtigten Gesellschaft sein. Nehmen wir diese absurde Diskussion über ein Mädchen-T-Shirt im Otto-Katalog, auf dem steht „Im Mathe bin ich Deko“. (siehe auch hier: http://www.sueddeutsche.de/politik/derdiedas-blog-in-mathe-bin-ich-deko-1.1619167 ) Ja, man kann sich als Frau angegriffen fühlen, doch gibt man sich fünf Minute Mühe, findet man im selben Katalog Shirts für Jungs, auf denen ebenfalls „sexistische“ Sprüche zu finden sind. Da regt sich keiner auf.  Beispiel: „Ich denke…. Bitte warten“. Wo bleibt der Aufschrei?

Betrachten wir das doch mal objektiv und unaufgeregt, so sind das einfach zwei mehr oder weniger lustige Shirts, deren Witz nur funktioniert, weil die Mehrheit der Menschen eben NICHT sexistisch denkt. Wären die Sprüche wahr oder wären wir alle sexistisch, würde wohl kaum einer darüber auch nur grinsen. So funktionieren Blondinenwitze auch nur, weil wohl kaum ein Mensch ernsthaft glaubt, alle Blondinen seien doof… Lesen wir bei Wikipedia mal über den Witz nach, wird klarer, was ich meine:

Als Witz bezeichnet man einen kurzen Text (Erzählung, Wortwechsel, Frage mit Antwort oder Ähnliches), der einen Sachverhalt so mitteilt, dass nach der ersten Darstellung unerwartet eine ganz andere Auffassung zutage tritt. Der plötzliche Positionswechsel (die Pointe) vermittelt die Einsicht, dass das Urteil über den Sachverhalt nicht zwingend einer einzigen Auffassung unterworfen ist. Die Öffnung zu anderen Auffassungen wird als befreiend empfunden. Die zunächst aufgebaute Beklemmung wegen eines vermeintlichen Problems löst sich in befreiendes Lachen auf. Das Gelächter der Zuhörer zeigt an, dass sie den Positionswechsel erkannt und mitvollzogen haben.[1]

http://de.wikipedia.org/wiki/Witz

Kann ich mich über Shirt-Tugendfuror noch amüsieren, so bleibt mir das Lachen irgendwo am Kehlkopf hängen, wenn es um die Veränderung von Literatur geht, nur weil sie nach heutigen Vorstellungen nicht politisch korrekt ist. Klassiker sollen ernsthaft umgeschrieben werden, damit keine politisch nicht korrekten Begriffe vorkommen. Natürlich geht das weit über Sexismus hinaus, aber ich wollte es erwähnen. Denn der Gutmenschenterror macht nicht mal vor Weltliteratur halt…

Doch lassen wir den Gutmenschenterror und den Tugendfuror jetzt beiseite und gratulieren noch ein Mal allen Frauen herzlich zu ihrem Ehrentag. Vergesst aber nicht, dass es nicht darum geht, dass ihr eine Frau seid. Das ist weder ein Verdienst, noch eine Strafe, sondern einfach Biologie. Nein, es geht um die Probleme und Sorgen der Mehrheit der Menschen in der Welt, um die Ängste, Lasten und Probleme derer, ohne die wir alle nicht auf der Welt sind.

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