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Existenzspuren

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Referat in Dortmund (07.09.2013)

VonChris Shafik Wunderlich

Sep 9, 2013

Ein sehr langes Wochenende ist endlich vorüber… Nein, „endlich“ ist nicht das richtige Wort, auch wenn ich übermüdet und geschafft bin, war es doch wirklich sehr schön und lehrreich. Besonders Castrop bzw. der Besuch in der von mir so geliebten Tekke tat enorm gut. Doch dazu mehr in einem weiteren Beitrag.

Das Wochenende bin am Samstag um 05:15 Uhr. Ein wenig stressig, doch recht gut geplant, klappt in den folgenden zwei Stunden alles auf die Minute genau, um den Zug 7:25 Uhr zu erreichen. Allah teallah sei Dank, es klappte alles besser, als befürchtet. So saßen wir dann sehr bequem im IC und fuhren ohne Umstieg direkt nach Dortmund.

MOBILE Selbstbestimmtes Leben Behinderter e.V. fanden wir dann auch ziemlich leicht, dank der sehr guten Beschreibung auf deren Internetseite. Vor ca. 30 Personen (ich zählte nicht noch mal nach, dazu war ich einfach zu nervös) hielt ich dann mein „Referat“ . Ein wenig überrascht stellte ich fest, wie sehr es die Zuhörer polarisierte. Provozieren wollte ich ja, denn wie sollte man sonst in ein fruchtbares Gespräch kommen? Doch eine so starke Polarisierung hatte ich nicht erwartet, denn einige Assistenten empfand den Vortrag als Angriff auf ihre Tätigkeit als Assistent bzw. sogar auf ihre Person.

Inhalt meines Referats war, kurz zusammengefaßt, folgendes: Assistenz kann auch Nebenwirkungen haben, wenn man die psychologischen Mechanismen nicht versteht, die zwischen zwei so eng verbundenen Menschen, wie es  Assistenznehmer und Assistenzgeber nunmal sind, entstehen. Diese Mechanismen wollte ich grob und kurz umreißen, was vielleicht als etwas zu negatives Bild aufgefasst worden war…

Im Laufe der Diskussion und meiner persönlichen Reflexion danach, wurde das eigentlich Problem für mich immer deutlicher: Wir waren von komplett unterschiedlichen Assistenzdefinitionen ausgegangen. Assistenz, so wie ich sie verstehe, traf bei den Gästen maximal auf die Arbeitsassistenz zu. Die 24-Stunden Betreuer, die sich ebenfalls Assistenten nannten, hatten ein völlig anderes, caritatives Verständnis des Begriffes. Etwas böse, aber vielleicht treffend formuliert: Das alte, caritative, autoritäre Pflegesystem hat einen neuen Namen, aber das System wurde nur wenig geändert. Auch wenn die Morgenröte bereits zu sehen ist, leuchtet das alte System noch immer durch. Anders gesagt: Die Selbstbestimmung des Assistenznehmers wird unterstützt und gefördert, doch vor den letzten Konsequenzen schreckt man zurück, vielleicht weil es das eigene berufliche Selbstverständnis über den Haufen werfen würde.

Mein Fazit der Veranstaltung fällt aber viel positiver aus, als das einiger Gäste: Ich habe eine Menge gelernt, sehr nette Menschen getroffen und für die kommenden Referate viele Erkenntnisse erlangt. Heute würde ich mein Referat anders anlegen. Heute würde ich nicht gleich in die Tiefe des Themas springen, sondern zu erst (und vielleicht als einziges) den Assistenzbegriff mit den Gästen zu fassen versuchen, um ein gemeinsames Verständnis zu erlangen…

Ein Gedanke zu „Referat in Dortmund (07.09.2013)“

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