• Do. Apr 18th, 2024

Existenzspuren

Jedes Leben und jeder Gedanke hinterlassen ExistenzSpuren...

Vom Kranken(haus)bett aus einige Gedanken: Der neue Bundespräsident ist gewählt: Joachim Gauck. Die meisten Politiker und Medien feiern ihn, als den Erneuerer des Bundespräsidentenamtes, als den (Wieder-)Bringer von Vertrauen und Moral.

Still dahinter die zweite Kandidatin: Beate Klarsfeld. Für mich die Gewinnerin dieses Tages, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt.

Beate Klarsfeld war diejenige, die nicht nur Kissinger ohrfeigte, sondern auch einige namhafte NS-Verbrecher aufspührte und vor Gericht brachte. Eine beeindruckende Frau, die für ihre Überzeugung ihr Leben aufs Spiel setzte und damit nicht nur Deutschland einen enormen Teil der Aufarbeitung ermöglichte. Sie ist, in meinen Augen, eine europäische Persönlichkeit, der Gauck nicht im Ansatz das Wasser reichen kann.

Ich schreibe und denke dies nicht als Mitglied der Linken. Meine Mitgliedschaft schaltet weder meine Kritikfähigkeit, noch meinen Verstand aus. Im Gegenteil: die letzten Vorschläge der Linken zur Bundespräsidentschaft fand ich immer mehr als absurd und unglücklich… Doch diesmal war es wirklich der große „Wurf“.

Joachim Gauck ist für mich zu sehr auf sein Anti-DDR-Denken fixiert. Er scheint in einer intellektuellen Endlosschleife zu hängen, die sich permanent um Stasi und SED zu drehen scheint… Überall sind böse Kommunisten, die die Demokratie abschaffen, die DDR wieder aufbauen wollen und die schlimmer (oder wenigstens gleich) als die Nazis waren. Freiheit ist sein Fetisch, den er in Reinform verwirklicht sehen will…

Beate Klarsfeld wäre in meinen Augen nicht nur die bessere Wahl gewesen, sondern auch das wichtigere historische Zeichen an die Welt, dass die Bundesrepublik ihre Geschichte aufarbeitet und verarbeitet. Es ist eine Schande, dass diese Frau in Deutschland so wenig gewürdigt wird, obwohl sie in Frankreich höchste Ehren erhält. Man kommt sehr leicht auf den Gedanken, dass die Durchsetzung öffentlicher Ämter mit Nazis im Westen Deutschlands noch immer ihre Nachhaltigkeit beweist. Lieber mit den Finger auf den Splitter im östlichen Auge zeigen, als den Balken im eigenen Auge eingestehen.

Ein Gedanke zu „Gauckelei“
  1. Hallo Chris,

    danke für diesen guten Artikel. Leider muss man nach kritischen Bemerkungen über Gauck mit der Lupe suchen. In den regionalen und überregionalen Zeitungen darf so etwas meistens nicht gedruckt werden. Armes Deutschland!

    Alles Gute
    Frieder

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