• Fr. Apr 19th, 2024

Existenzspuren

Jedes Leben und jeder Gedanke hinterlassen ExistenzSpuren...

Vor kurzer Zeit führte ich mit einer guten Freundin ein sehr faszinierendes Streitgespräch über die Rollenbilder von Mann und Frau. Ich stellte die These auf, dass die Emanzipationsbewegung der letzten 50 Jahre dabei ist, nicht nur das Rollenverständnis von Mann und Frau zu verwirren, sondern zu einer Gefahr für die Gesellschaft geworden ist.*

Gehen wir ins Detail.**  In den letzten 50 Jahren hat sich das Selbstverständnis von Frau und Mann enorm verändert. In Deutschland hat Alice Schwarzer ihren nicht unerheblichen Anteil daran, International Simone de Beauvoir und natürlich die Hippie-Bewegung. Der „Pille“ gebührt daran ebenfalls ihren Anteil.***

Frauen entdeckten ihre Unabhängigkeit, begannen damit sich nicht mehr über Küche und Kinder zu definieren, sondern fanden zu einem neuen Selbstbewußtsein. Das Rollenverständnis änderte sich tiefgehend. „Männerberufe“ wurde nun auch von Frauen ausgeführt und die Zahl der alleinerziehenden Mütter wuchs.

Alles Dinge, die  ich gar nicht wirklich kritisieren möchte, doch gleichzeitig veränderten die Männer ebenfalls ihr Rollenverständnis. Aus dem harten, handwerklich gebildeten, respektablen Mann, wurde immer häufiger ein Waschlappen, der weder einen Nagel in die Wand hauen kann, noch als  Autoritätsperson gegenüber seiner Kindern fungieren kann.

Während sich das jeweilige Rollenverständnis ins Gegenteil kehrte, entstanden immer mehr Singlehaushalte, wurden immer mehr Ehen geschieden, wurde (und wird) Zusammenleben immer häufiger zur einer unlösbaren Aufgabe.

An diesem Punkt setzt meine Theorie an. Die Ansprüche, die Frau und Mann an den jeweiligen Partner stellen, sind häufig utopisch und von der Realität weit entfernt. Man arrangiert sich meist nicht mehr, wie es früher noch der Fall war, sondern trennt sich mehr oder weniger plötzlich. Lebte man früher noch für den Rest des Leben mit demjenigen zusammen, den man mal geheiratet hat (zu Heiratsgründen komme ich noch), arrangierte man sich noch miteinander, auch wenn man sich lange schon mehr sehen konnte, so geht heute der erste Gedanke bei größeren Problemen in Richtung Trennung. Waren früher die finanzielle Sicherheit und ein ruhiges Leben mehr oder weniger die häufigsten Gründe, so ist es heute die Hoffnung auf „die grosse Liebe“, die unendliche Suche nach dem Ideal-Partner. Man ist nicht mehr bereit Abstriche zu machen in seinem „persönlichen Glück“ und bemerkt doch nicht, dass man gerade dadurch am Unglücklichsten wird. Die Frau sucht den starken, durchsetzungsfähigen, finanzkräftigen, erziehungnsfähigen**** und doch sensiblen Mann (und oft Vaterersatz), also die berühmte Wollmilchsau der DDR. Auf der anderen Seite zerstört gerade das Wissen um diese Frauenwünsche Männer in ihrem Rollenverständnis bis an die Wurzel. Überspitzt gesagt: Was soll man(n) denn nun sein? Mann, Wollmilchsau oder einfach nur sensibel? Die Frau an den Haaren in die Höhle schleifen oder vor der Höhle das ganze erstmal bei einem Prosecco ausdiskutieren?

Auf der unendlichen Suche nach dem Ideal, nach dem Traumpartner, entstehen so nicht nur immer mehr Singles****, sondern man wird eigentlich immer beziehungsunfähiger. Dies entwickelt sich zu einem gesellschaftlichen Teufelskreis, denn natürlich wirkt das auf die Erziehung unserer Kinder zurück, deren Zukunftsaussichten sich dann ebenfalls von diesem Teufelskreis einrahmen lassen.

Seh ich es so falsch, wenn ich mit all diesen Dingen nun auch den Geburtenrückgang verbinde? Aus dem Kreislauf wird so ein Strudel, der vieles in sich hinein zieht, was genuin gar nicht drin rein gehört…

Fazit: Nein, ich plädiere nicht dafür, dass die Emanzipation der Frau rückgängig gemacht werden soll, sondern im Gegenteil: Nun muss eine Emanzipation des Mannes folgen! Nennt man diese nun Emanzipation, Rückbesinnung oder irgendwie anders, ist vollkommen egal: es wird und muss eine bewußte Neubestimmung des männlichen Rollenverhaltens sein, in dessen Folge neue (oder auch alte), klare Geschlechterbilder entstehen, die wiederum zu dauerhaften und fruchtbaren Beziehungen führen müssen.

So, nun warte und hoffe ich auf eine anregende Diskussion….

———

* Sollte es diese These schon geben bzw. sie  schon mal irgendwie geschrieben stehen, sagt mir bitte Bescheid.

** Wenn das um diese Zeit noch geht.

*** Wahrscheinlich noch viel mehr Personen, doch das sprengt den Rahmen.

**** Doppelsinn ist bewußt gewählt.

2 Gedanken zu „Diskussion: Anti-Emanzipative-Gedanken….“
  1. Hm die Theorie ist richtig, Wunderlich. Da weißt du dass wir konform gehen.
    Aber wer männliche Emanzipation fordert sollte bei sich selbst anfangen. Und das heißt nunmal dass ihr euch NICHT in unseren Armen einrollt und heult.
    Versteh mich nich falsch, jeder Mann darf das bei seiner Frau. Im endeffekt bleibt ihr alle kleine Jungs, die sich beim Spielen die Knie aufgeschlagen haben und sich von Mama trösten lassen.
    Nur werden die Spielzeuge immer größer und demzufolge auch die Auas…

    Das ist auch durchaus in Ordung und Evolutionstechnisch gut eingerichtet, denn nur wegen Sex würdet ihr nich mehr zu uns Weibchen kommen. Aber man muss sich halt bewusst sein welche Rolle man wählt.
    Ist man NUR der große starke Dom der sich sowas nicht erlauben DARF und auch nicht erlauben KANN wenn er nicht den Respekt seines Subbies verlieren will (so wies bei uns war) oder ob man eben doch eher der „normale“ Mann sein will, der zwar auch manchmal durchgreift, aber im Normalfall doch auch eher mal weich wird in unserer Nähe.

    Paarungsbereite Weibchen gibt es jedenfalls für beide Zielgruppen genug. Das Problem ist also weder das eine noch das andere Extrem, sondern nur die ganze Grauzone dazwischen, von Männern die sich weder durchsetzen können, noch ihre Schwäche anerkennen.

    P.S. Warum sollte ich mich von dem Entry angegriffen fühlen?

  2. Da wir ja fast einer Meinung sind, brauch ich dazu wahrscheinlich nicht mehr viel zu schreiben. Eines nur: Auch der große, starke Dom (der ich nie zu sein behauptete, soweit ich mich erinnere), hat Zeiten, in denen durch die Umstände sein Leben so aus den Fugen gerät, dass er sich erst selbst wieder finden muss…

    Und bei dir war ich doch immer viel zu weich… *grins*
    Aber das gehört nicht hier her. 🙂

    Zurück zum Thema… Gell? 🙂

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